Mitgliederbrief Dezember 2020

Informationen zur Fusion

Suhl/Erfurt Dezember 2020

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,

die Erfurter Bank eG und die vr bank Südthüringen eG sind weit vorangekommen auf dem Weg, eine starke genossenschaftliche Flächenbank in der Mitte Thüringens zu schaffen. Ende September haben wir Ihnen dieses Vorhaben erstmals ausführlich erläutert. Im Zuge unserer Verhandlungen und der Projektarbeit hat sich bestätigt, dass die neue Volksbank Thüringen Mitte eG die richtige Antwort auf die Chancen des Lebens- und Wirtschaftsraums entlang der Mobilitätsachse A 71 bildet: Wir werden persönlich und digital mit modernen Bankdienstleistungen für unsere Kundinnen und Kunden da sein. Die juristischen, technischen und organisatorischen Vorbereitungen laufen auf Hochtouren – am 9. Dezember 2020 in Erfurt und am 17. Dezember 2020 in Suhl werden Sie als unsere Eigentümer*innen über den Verschmelzungsvertrag beschließen können. Die Einladungen sind Ihnen bereits zugegangen: Wir freuen uns, wenn viele von Ihnen diese Möglichkeit nutzen, gemeinsam mit uns die Zukunft zu gestalten. Mit diesem Brief wollen wir Ihnen noch einmal einen Überblick über Meilensteine des Fusionsprozesses geben und Ihnen den Verschmelzungsvertrag vorstellen.

Informationsveranstaltungen

Im November fanden mehrere Informationsveranstaltungen (digital und in Präsenz) statt, die sowohl die Gelegenheit für die eingehende Vorstellung des Fusionsvorhabens als auch vertiefenden Dialog boten. Themen waren nicht nur die Gründe für die Verschmelzung, sondern auch die Konkretisierung von Vorteilen der Fusion und die Erläuterung von Grundzügen des Verschmelzungsvertrags. Dessen Entwurf sowie der gemeinsame Verschmelzungsbericht liegen seit dem Versand der Einladung zusammen mit den letzten drei Jahresabschlüssen der Fusionspartner sowie den Zwischenbilanzen zum 31. Juli 2020 und dem Prüfungsgutachten des gesetzlichen Prüfungsverbands in den jeweiligen Hauptstellen und in der Filiale Arnstadt zur Einsichtnahme aus. Das Ziel, eine starke genossenschaftliche Flächenbank zu formen, bedingt eine dezentrale Ausrichtung, um der Verschiedenheit der unter dem gemeinsamen Dach verbundenen Regionen gerecht werden und die aus ihnen kommenden Impulse für Wertschöpfung optimal aufnehmen zu können. Das vielfältige Marktgebiet liegt genau in der Mitte Thüringens, wenn man von Westen nach Osten blickt. Auch die Erfurter Bank war schon bisher nicht auf das Stadtgebiet der Landeshauptstadt beschränkt, sondern ist auch in Arnstadt maßgeblich vertreten. Der Name „Volksbank Thüringen Mitte eG“ erfüllt drei Kriterien: nicht zu lang und gut sprechbar zu sein sowie alle mit einzuschließen.

Auf dem Weg zur Fusion – das Vorstandsteam für die künftige Volksbank Thüringen Mitte eG: Peter Neuhaus, Martina Kopietz, Dr. Christina Klee

Die erfreulich hohe Resonanz der Mitarbeiter*innen auf die Einladung, Vorschläge für den Namen einzureichen, spricht für sich. Dass einer dieser Vorschläge jetzt umgesetzt werden soll, stärkt das Wir-Gefühl für das gemeinsame Haus. Damit verbunden ist auch eine klare Positionierung mit der Volksbanken-Marke, ein weiterer wichtiger identitätsstiftender Faktor. Mit dieser Verschmelzung wollen zwei Partner zusammen eine bessere Marktfüraufstellung die Zukunft erreichen, die beide für sich betrachtet nur eine deutlich unterdurchschnittliche Größe haben. Die 360 Genossenschaftsbanken des Genossenschaftsverbandes weisen zum 31. Dezember 2019 im Durchschnitt eine Bilanzsumme von 1,2 Milliarden Euro auf. Sowohl die Erfurter Bank eG (590,3 Millionen Euro) als auch die vr bank Südthüringen eG (597,0 Millionen Euro) sind damit nur halb so groß wie eine durchschnittliche Genossenschaftsbank. Noch weitaus deutlicher wird dieser Größennachteil im direkten Vergleich mit der Sparkassenorganisation. Die durchschnittliche Sparkasse in der Sparkassengruppe Hessen-Thüringen weist eine Bilanzsumme von 2,6 Milliarden Euro aus. Mit der Fusion der vr bank Südthüringen eG und der Erfurter Bank eG entsteht eine neue Genossenschaftsbank durchschnittlicher Größe. Sie ist in Relation zum Geschäftsgebiet passend dimensioniert, um effizienter zu arbeiten und zusätzliche Marktpotentiale heben zu können.

Vorteile für Mitglieder und Kunden schaffen

So können im klassischen Bankgeschäft wachstumsstarke Firmenkunden oder Immobilieninvestoren länger als bisher mit entsprechend qualifizierter Beratung begleitet werden. Die Wertschöpfung im neuen, größeren Geschäftsgebiet kann intensiviert werden. Dies bietet der fusionierten Bank im Kundengeschäft die erforderlichen Wachstumschancen. Mitglieder und Kunden sollen zukünftig verstärkt von einer engen Zusammenarbeit mit ihrer Bank profitieren. Das entspricht dem Kerngedanken Raiffeisens von einer besseren Versorgung und damit dem Geist des genossenschaftlichen Förderauftrags. Mit dem Ausbau eines Hausbank-Treueprogramms in der gemeinsamen Bank können Kunden Vorteile erzielen. Eine enge Zusammenarbeit mit ihrer Genossenschaftsbank nimmt Einfluss auf die Höhe der Kontoentgelte – sogar bis hin zu einer Rückvergütung. Hinzu kommen dabei auch besondere Angebote für die Mitglieder.

Die veränderten Kundenwünsche erfordern beständig weitere Investitionen in die Digitalisierung und die Multikanalangebote. Diese Investitionen sind mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden und sind in besonderem Maße geeignet, um Skaleneffekte zu nutzen. Es macht erkennbar wenig Sinn, wenn digitale Bankangebote in Suhl und in Erfurt quasi doppelt entwickelt werden. Dabei orientiert sich die Erwartungshaltung der Kunden oftmals an den Angeboten der FinTech-Unternehmen. Nur mit der gebündelten Kraft ist das Versprechen „Wir können persönlich + digital“ dauerhaft einzulösen. Es gilt, kluge Argumente für Kunden zu entwickeln, um sie an ihre Genossenschaftsbank zu binden und nicht an Wettbewerber im Netz zu verlieren: Region, Gemeinschaft und Personal sind wichtige Faktoren, um hier erfolgreich zu sein. Auch die jüngere Generation der „Digital Natives“, die besonders online-affin ist, kann damit erreicht werden. Das ist wichtig, denn die Fusionspartner haben höhere Anteile älterer Mitglieder und Kunden.

Arbeitgeberattraktivität ausbauen

Ähnliche Überlegungen gelten auch für die Nachwuchsgewinnung beim Personal: Viele haben 1990 angefangen, als sie um die 30 Jahre alt waren, und sind heute ca. 60. Die Fusion wird auch der Arbeitgeberattraktivität zugutekommen und so neue Möglichkeiten eröffnen, um qualifizierte Mitarbeiter*innen zu gewinnen und zu binden. Denn die neue Bank kann mehr Optionen für die Lebensgestaltung Ihrer Mitarbeiter*innen bieten: vom digitalen Arbeiten im Homeoffice über mehr Möglichkeiten, alternativ in städtischen oder ländlichen Regionen tätig zu sein, bis hin zu Karrierewegen und Personalentwicklung sowie flexibleren Arbeitszeiten. Alle Mitarbeitenden der Fusionspartner werden übernommen – es werden auch alle ebraucht, allein schon wegen der Fluktuation. Die Beschäftigungsverhältnisse laufen normal weiter. Die fusionierte Bank wird einen Betriebsrat haben, den es in Erfurt bislang noch nicht gab. Der Betriebsrat in Suhl wird für einen Übergangszeitraum alle Beschäftigten vertreten. Sämtliche mit ihm getroffenen Vereinbarungen finden Anwendung für alle Mitarbeiter*innen.

Synergien realisieren

Die vr bank Südthüringen eG hat aufgrund einiger Fusionen in der jüngeren Vergangenheit einen um fast 20 Prozent höheren Personalbestand. Damit werden – so weit als möglich – alle regulatorischen Aufgaben selbst abgedeckt. Bei der Erfurter Bank eG dagegen sind weite Teile der Regulatorik auf externe Dienstleister, z. B. für Meldewesen, Datenschutz und Geldwäscheprävention, ausgelagert. Nach der Fusion werden diese nicht mehr benötigt, so dass hier ein erhebliches Kosteneinsparungspotential entsteht. Umgekehrt sind in Erfurt bereits Standardprozesse der genossenschaftlichen Rechenzentrale Fiducia & GAD IT AG implementiert, die kostengünstig für die gemeinsame Bank genutzt werden können. Den voraussichtlichen Einmalkosten für die Zusammenführung in 2021 stehen voraussichtliche Synergien in Höhe von ca. 1,1 Millionen Euro jährlich gegenüber. Hinzu kommen die verbesserten Marktchancen.

Gutachten des gesetzlichen Prüfungsverbands

Die Vorstände der vr bank Südthüringen eG und der Erfurter Bank eG haben am 29. Oktober 2020 den Entwurf des Verschmelzungsvertrages unterzeichnet. Die Aufsichtsräte haben den Entwurf jeweils einstimmig gebilligt. Die vr bank Südthüringen eG und die Erfurter Bank eG haben das eingangs erwähnte Prüfungsgutachten ihres Genossenschaftsverbandes als gesetzlichem Prüfungsverband der beiden Genossenschaften eingeholt. Es liefert eine unabhängige Bestätigung dafür, dass die Verschmelzung im Interesse der Mitglieder der beteiligten Kreditgenossenschaften liegt. Es wird in der Versammlung auch verlesen.

Verschmelzungsvertrag bietet Rechtssicherheit

Im Verschmelzungsvertrag werden alle im Zuge der Verhandlungen getroffenen Absprachen rechtssicher geregelt. Dazu zählen der Name und der Sitz. Dies ist in § 4 festgehalten.

Die vr bank Südthüringen eG ist aus steuerlichen Gründen übernehmender Partner, da im umgekehrten Fall die Grunderwerbssteuer aufgrund der Immobilienbesitzverhältnisse um 2 Millionen Euro höher liegen würde. Diese pragmatische Entscheidung ging von Beginn an mit dem Einvernehmen einher, dass Erfurt der Sitz des fusionierten Instituts sein soll. Es war für alle Beteiligten schlicht nicht vorstellbar, dass es eine Landeshauptstadt gibt ohne eine Genossenschaftsbank, die dort ihren Sitz hat. Diese Verabredung zeigt, wie vertrauensvoll und auf Augenhöhe die Zusammenarbeit im gesamten Fusionsprozess verläuft. Die in § 12 festgelegte ausgewogene Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat spiegelt diesen partnerschaftlichen Geist ebenfalls wider. Dies setzt sich auch auf allen Ebenen in der Projektarbeit für die Zusammenführung fort.

Allein 63 Einzelprojekte für die organisatorische Bewältigung der Fusion sind angelaufen: Gemeinsam werden Prozesse und Strukturen bewertet bzw. gestaltet, um zu einer Startaufstellung zu gelangen; eine Projektdatenbank ist aufgebaut. Bis zur technischen Fusion am 26. Juni 2021 werden die Aufbauorganisationen angeglichen.

Eine betriebswirtschaftliche Machbarkeitsstudie wurde mit Unterstützung durch externe Experten bereits durchgeführt und brachte ein positives Ergebnis. Das Fusionsgutachten des Genossenschaftsverbandes bestätigt dies.

Den Fusionsprozess stets klar im Blick: Hauptaktivitäten (Module) in den drei Phasen

Regionalveranstaltungen als attraktive Plattform für Mitglieder

Die §§ 1, 2, 3, 6, 11 und 12 des Verschmelzungsvertrags regeln die Beteiligung sowie Mitwirkung der Mitglieder. Alle bisherigen Eigentümer beider Häuser werden mit der Verschmelzung automatisch Mitglieder des fusionierten Instituts sein. Die Höhe eines Geschäftsanteils wird bei 25 Euro liegen, was dem bisherigen Betrag in Erfurt entspricht. Die Geschäftsguthaben der Mitglieder der vr bank Südthüringen eG von bislang 100 Euro werden entsprechend im Verhältnis 1:4 getauscht. Da beide Satzungen die vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. herausgegebene Mustersatzung zur Grundlage haben, gibt es sonst für die Mitglieder kaum Änderungen, mit einer wesentlichen Ausnahme: Im Zuge der Verschmelzung soll eine Vertreterversammlung als Parlament der Mitglieder eingeführt werden. Eine Generalversammlung für eine Bank mit dann ca. 25.000 Mitgliedern würde schon an den Räumlichkeiten scheitern. Für die Vertreterversammlung soll ein Vertreter je 100 Mitglieder repräsentieren. In Erfurt war die Relation bisher 50:1. Die gemeinsame Vertreterversammlung wird also künftig 250 Mitglieder haben, die in etwa hälftig von beiden Partnern kommen. Bei dieser Größenordnung ist nicht nur eine effektive Zusammenarbeit möglich, sondern auch ein rollierendes Verfahren für die Durchführung an wechselnden Standorten im Geschäftsgebiet.

Parlament der Mitglieder: Vertreterversammlung für die gemeinsame Bank

Für die alle vier Jahre stattfindende Wahl der Vertreter sind die Regelungen der Wahlordnung maßgeblich und es wird ein Wahlausschuss für die Organisation gebildet. Als neues Angebot für die Mitglieder werden mehrere Regionalveranstaltungen geschaffen. Ohne satzungsmäßige Regularien bieten sie eine attraktive Plattform für Information, Kommunikation und Gemeinschaftserlebnis.